Diese Importe, oft fälschlicherweise als "fortschrittlich" deklariert, könnten tatsächlich umdeklariertes Palmöl enthalten. Dieses unlautere Handeln senkt die Marktpreise für CO2-Zertifikate und damit auch die THG Prämie und bedrohen die europäischen Biokraftstoffproduzenten, von denen einige bereits ihre Produktion reduziert haben oder vor der Einstellung stehen.
Dieser Artikel untersucht, wie diese Entwicklungen die THG Quote 2024 und die E-Mobilität in Deutschland beeinflussen, insbesondere im Hinblick auf die Zielvorgaben zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bis 2030.
Die Rolle der THG Prämie im deutschen Energiemarkt
Die THG Prämie ist ein zentrales Instrument im deutschen Energiemarkt zur Förderung einer nachhaltigeren Mobilität. Anbieter fossiler Brennstoffe sind gesetzlich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Schaffen sie dies nicht durch den Einkauf von CO2-Zertifikaten von E-Auto Fahrer:innen oder dem Inverkehrbringen von nachhaltigem Biokraftstoff, müssen sie Ausgleichszahlungen (Pönale) leisten.
Eigentümer von reinen Elektrofahrzeugen oder öffentlichen Ladepunkten können durch den THG Quotenhandel finanziell profitieren. Dabei beweisen Sie gegenüber dem Umweltbundesamt, dass Sie ein Elektroauto besitzen und dafür erhalten sie bis zu 411€ Prämie jährlich.
Die THG Prämie hat sich seit 2023 jedoch stark verringert: Dies liegt vor allem am Import von fragwürdigen Biokraftstoffen aus China im ersten Halbjahr 2023. Zudem hat der Anstieg fossiler Brennstoffe im deutschen Strommix die CO2-Einsparungen je Elektrofahrzeug reduziert, was die THG-Quote zusätzlich beeinträchtigt.
Problematischer Biodieselimport aus China: Ursachen und Folgen
Nicht nur die THG Prämie sinkt: Auch die deutschen und europäischen Biokraftstoffmärkte stehen unter enormem Druck. Bedingt wird dieser durch massiv gestiegene Importe mutmaßlich falsch deklarierten Biodiesels aus China. Diese haben sich von Januar bis April 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Experten vermuten, dass chinesische Produzenten den Biodiesel teilweise aus Palmöl herstellen und diesen als fortschrittlichen Biokraftstoff aus Abfall- und Reststoffen umdeklarieren, was ihm im deutschen Fördersystem besonderen Wert verleiht.
Die Importe führen zu drastischer Marktverzerrung, da chinesischer Biodiesel europäische Produkte vom Markt verdrängt: Viele deutsche Biodieselhersteller erreichen eine Auslastung von nur etwa 20 Prozent und können bei den Marktpreisen aus China kaum mithalten.
THG Prämie zu niedrig? Nicht nur Fahrer:innen von Elektroautos verlieren
Die deutsche Gesetzgebung fördert durch eine Mindestquote für fortschrittliche Biokraftstoffe aus bestimmten Abfall- und Reststoffen die Nutzung dieser fragwürdigen Biokraftstoffe. Die Gesetzgebung hat zur Folge, dass es für kraftstoffemittierende Unternehmen möglich ist, fälschlich als Biokraftstoff deklarierte Importe doppelt für die Treibhausgasminderungsquote anzurechnen.
Laut Claus Sauter, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie, lassen sich Gewinne zwischen 300 und 565 Dollar pro Tonne mit diesem Biokraftsstoff erzielen. Der Gesamtgewinn könnte sich auf mehrere Hundert Millionen Euro belaufen. Sauter verweist auch darauf, dass diese umetikettierten Importe aus China gravierende Auswirkungen auf den gesamten Markt haben, einschließlich des landwirtschaftlichen Marktes und der Bauern. Beispielsweise ist der Preis für Raps im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent gefallen.
Was macht die Politik? Deutschland fordert EU-Kommission zur Handlung auf
Deutschland hat im Juni 2023 auf die steigenden Importe von Biokraftstoffen aus China reagiert und die Europäische Kommission zur Untersuchung der mutmaßlich betrügerischen Praktiken aufgefordert. Die Kommission wurde gebeten, zu bewerten, ob die aus China stammenden Kraftstoffe den Nachhaltigkeitskriterien und den Anforderungen zur Reduzierung von Treibhausgasen entsprechen.
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat bereits einen Strafverfolgungsantrag bei der Staatsanwaltschaft Bonn eingereicht und Sonderkontrollen bei einigen Biodieselanlagen durchgeführt, was zum Entzug eines Zertifikats führte. Trotz dieser Maßnahmen liegt weder der Bundesregierung noch der Europäischen Kommission eine Bestätigung der Verdachtsfälle vor.
Zusätzlich fordert der Verband der Deutschen Biokraftstoffhersteller bis unabhängige Kontrollen in China ermöglicht werden, den Import von fortschrittlichen Biokraftstoffen aus China nicht mehr zu fördern. Verbio-Chef Sauter warnt vor einer zunehmenden Abhängigkeit von chinesischen Produkten und fordert schnelle Reaktionen von der Bundesregierung und der EU-Kommission, um die heimische Wirtschaft vor betrügerischem Wettbewerb zu schützen.
Niedrige THG Prämien enttäuschen: Politik in der Pflicht
Wie viele THG Anbieter versteht auch emobility energy die Enttäuschung unserer Kund:innen über die derzeit niedrigen THG Prämien. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Situation weitgehend durch Faktoren außerhalb unserer Kontrolle beeinflusst wird. Insbesondere die politische Landschaft und die aktuellen Marktdynamiken spielen Besitzer:innen von E-Autos derzeit nicht in die Karten.
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für den THG Quotenhandel. Aktuell sehen wir uns mit der Herausforderung konfrontiert, dass der Anstieg von Biokraftstoffimporten aus China und mangelnde Regulierung in diesem Bereich zu einem Preisverfall geführt haben. Diese Importe, oft fälschlicherweise als fortschrittlich deklariert, senken die Marktpreise für CO2-Zertifikate und damit auch die THG Prämie. Es ist daher unabdingbar, dass die Politik effektive Maßnahmen ergreift, um Transparenz und Fairness im Markt zu gewährleisten und somit die THG Prämien zu stabilisieren.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der THG Quotenmarkt ein freier Markt ist, in dem Preise fluktuieren können. THG Experten beobachten dabei den Markt kontinuierlich und sehen, neben kontinuierlich sinkenden Quotenpreisen, auch das Potenzial für zukünftige Preissteigerungen.
Wir ermutigen die Politik, schnell zu handeln und die erforderlichen Schritte einzuleiten, um die Integrität und Effizienz des THG Quotenmarktes zu gewährleisten.