Ab wann ist ein Ladepunkt öffentlich?
Ein Ladepunkt ist dann öffentlich, wenn dieser auch den Ladepunktbetreiber:innen unbekannten Personen mindestens mehrere Stunden am Tag zur Verfügung steht und im Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur (BNetzA) gelistet ist. Dort werden öffentliche Ladestationen mit Öffnungszeiten, GPS Koordinaten und Kontaktdaten registriert.
Damit die Elektromobilität und die Ladeinfrastruktur in Deutschland wächst, wird die Errichtung und der Betrieb einer öffentlichen Ladestation staatlich gefördert und die Betreiber:innen erhalten für entnommenen Strom eine THG Quote. Die Förderhöhe ist davon abhängig, wie lange der Ladepunkt am Tag öffentlich zugänglich ist und wie viele Kilowattstunden über diesen geladen werden.
Ladeinfrastruktur in Deutschland
Das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur zählt aktuell 115.000 öffentliche Ladestationen. Davon sind 93.261 Normalladepunkte und 22.047 Schnellladepunkte an denen gleichzeitig eine Ladeleistung von insgesamt 3,98 GW Ladeleistung bereitgestellt werden kann.
Wo eine öffentliche Ladesäule in Ihrer Nähe zu finden ist, beantwortet Ihnen eine interaktive Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur. Unterwegs finden Sie Ladepunkte am besten mit einer App wie ChargeMap oder den zahlreichen Alternativen aus Ihrem App Store.
Wie funktioniert Laden an öffentlichen Ladesäulen?
Beim ersten Mal E-Auto-Laden merkt man schnell, dass es sich um einen einfachen Vorgang handelt, bei dem man wenig falsch machen kann. Um Kompatibilitätsprobleme muss man sich an öffentlichen Ladepunkten keine Sorgen machen, da der Typ-2 Stecker schon seit 2013 in der Europäischen Union als Standard vorgegeben ist.
Die folgende 6-Schritte Anleitung zeigt auf, wie das Laden an öffentlichen Ladestationen funktioniert:
- An der Ladesäule parken und den Motor ausschalten: Stellen Sie sich so hin, dass der Ladedeckel möglichst nah an der Ladesäule platziert ist.
- Am Ladepunkt Bezahlmethode hinterlegen und anmelden: Bezahlt werden kann per Ladekarte, App oder EC- bzw. Kreditkarte. Anschließend wird die geladene Strommenge automatisch abgerechnet.
- Ladekabel anschließen: Wenn der Ladepunkt kein eigenes Kabel hat, dann ein eigenes Kabel erst an Ladepunkt und dann am Elektroauto einstecken.
- Ladevorgang starten: Funktioniert normalerweise automatisch. Selten muss der Vorgang auf dem Display des E-Autos noch bestätigt werden.
- Ladevorgang stoppen: Funktioniert normalerweise automatisch. Soll nur punktuell geladen werden, kann die Ladung auch manuell am Display gestoppt werden.
- Ladestecker herausziehen & losfahren: Verstauen Sie den Stecker wieder an der Ladesäule und fahren Sie los. Die Bezahlung funktioniert nach Abschluss des Ladevorgangs automatisch.
Schnellladen? Diese Typen von öffentlichen Ladestationen gibt es
Öffentliche Ladesäulen unterscheiden sich zwischen normalen Ladestationen die mit Wechselstrom (AC) laden, und Schnellladesäulen, die über Gleichstrom (DC) laden. Dies hat hauptsächlich Einfluss auf die Ladezeit: Während man zuhause mit der Steckdose oder der Wallbox das E-Auto über Nacht lädt, kann man mit öffentlichen Schnellladesäulen in bereits einer halben Stunde wieder 80% Batteriestand erreichen.
Um zu verstehen, welche Vor- und Nachteile öffentliches Laden gegenüber dem Laden zuhause mit sich bringt, vergleicht die folgende Tabelle Ladezeiten und Kosten von öffentlichen Ladestationen mit der heimischen Wallbox und der Haushaltssteckdose.
Was kostet öffentliches Laden?
Das Aufladen eines E-Autos an einer öffentlichen Ladestation kostet aktuell durchschnittlich 0,39-0,69 €/kWh und ist abhängig vom Ladetarif und ob an einer Schnellladesäule “getankt” wird. Ohne Ladekarte zahlt man das teurere Ad-hoc-Laden, das an Schnellladern bis zu 0,79 € pro kWh kostet.
Lädt man hauptsächlich regional, können Kunden von der Ladeinfrastruktur der Stadtwerke profitieren und günstiger laden. Selbst kostenlose Ladestationen gibt es vereinzelt in Deutschland verteilt und finden sich größtenteils auf Kundenparkplätzen von IKEA oder Baumärkten.
Benötigt man einen Ladetarif für öffentliche Ladesäulen?
Lädt man hauptsächlich Zuhause und nur punktuell an öffentlichen Ladepunkten, kann man das teure Ad-hoc Laden durch günstige Ladekarten vermeiden. Durch das europaweite E-Roaming kann das Elektroauto an auch ohne Vertrag mit dem Ladepunktbetreiber an der Ladesäule geladen werden und kostet häufig nicht viel mehr als für direkte Kunden.
Für Fahrer:innen von Langstrecken kann sich hingegen auch ein Ladetarif mit monatlicher Grundgebühr lohnen. Bei EnBW kostet die kWh an der Schnellladesäule im Tarif ohne Grundgebühr 0,61-0,65 €, während das Schnellladen im Tarif “L” mit monatlicher Grundgebühr von 17,99€ nur 0,39 € an EnBW- und 0,50€ pro kWh an Schnellladesäulen anderer Anbieter kostet. Ab monatlich etwa 1000 Kilometern bzw. 150 kWh geladenem Strom lohnt sich ein Ladetarif mit Grundgebühr für öffentliche Schnellladesäulen.
Ladetarife für öffentliche Ladepunkte im Vergleich
Öffentliches Laden wird dann teuer, wenn die Ladesäule nicht Teil des Netz des Ladetarifanbieters ist. Daher bieten viele Ladetarife fixe Preise für das Laden an “fremden” Ladepunkten an. Im Folgenden sind drei Ladetarifanbieter mit ihren verschiedenen Ladetarifen im Vergleich.
EnBW mobility+
EnBW ist ein Energieversorger und es sich zum Ziel gemacht, bis 2030 deutschlandweit 30.000 Schnellladepunkte zu errichten. Die Ladetarife unterscheiden zwischen eigenen Ladestationen und öffentlichen Ladepunkten anderer Anbieter.
MAINGAU Autostrom
MAINGAU bietet keine Tarife mit Grundgebühr an und unterscheidet nur zwischen Bestandskunden von Energie bzw. Internetverträgen und reine Ladetarifkunden.
Öffentliches Laden im Ausland: Europaweit laden
In Europa gibt es Stand 2024 laut Statista über 750.000 öffentliche Ladestationen, von denen sich mehr als 60% auf drei Länder verteilen: die Niederlande, Deutschland und Frankreich. Vor allem in Zentraleuropa und Skandinavien ist die Ladeinfrastruktur bereits flächendeckend ausgebaut. Bei Reisen im Süden Europas sollte man sich allerdings vorbereiten und die Route nach möglichen Ladepunkten planen.
Auch im Ausland kann man öffentliches Laden über Ladetarife, App oder Kartenzahlung bezahlen. Das sogenannte E-Roaming sorgt dafür, dass der Ladepunktbetreiber und der Anbieter des Ladetarifs die Ladung abrechnen können und Halter:innen von E-Autos nicht mehr bezahlen würden, als an einer öffentlichen Ladestation eines anderen Anbieters.
Private Ladestation öffentlich anbieten
Besitzer:innen von Wallboxen oder Ladesäulen haben die Möglichkeit, diese der Öffentlichkeit innerhalb der gewünschten Öffnungszeiten zur Verfügung zu stellen und dafür Wallbox-Förderungen und eine THG Prämie zu erhalten.
Über 500 Millionen Euro stellt die Bundesregierung für den Ausbau von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Zusätzlich können Ladepunktbetreiber von öffentlichen Ladesäulen auch den entnommenen Ladestrom durch das Umweltbundesamt zertifizieren lassen und diesen als THG Quote verkaufen.
Damit der öffentliche Ladepunkt oder die eigene Wallbox für den THG Quotenhandel in Frage kommt muss dieser folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Öffentlich zugänglich: Der Ladepunktbetreiber muss den Ladepunkt für einen “unbestimmten, oder nur nach allgemeinen Merkmalen erkennbaren Personenkreis erreichbar” machen.
- Befahrbar: Die Ladesäule muss mit dem Auto befahrbar sein und es muss neben der Ladesäule geparkt werden können.
- Öffnungszeiten: Der Ladepunkt muss mehr als “nur ein paar Minuten am Tag” der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
- Technische Voraussetzungen: Die Ladestation muss mit einem Typ-2 Stecker ausgestattet sein und eichrechtskonform abgerechnet werden.
- Eintragung ins Ladepunktregister: Die Ladesäule muss mit GPS-Koordinaten, Betreibernummer und Öffnungszeiten in die Ladekarte der Bundesnetzagentur aufgenommen werden.
Für die staatlichen Förderprogramme und den THG Quotenhandel ist es nicht relevant, ob der öffentliche Ladepunkt ein Bezahlsystem hat oder kostenfrei abgegeben wird.
Möchten Sie einen öffentlichen Ladepunkt oder eine Wallbox mehrere Hundert Euro THG Quote erhalten, können Sie bei emobility.energy Ihre Wallbox registrieren und für entnommenen Ladestrom automatisch Prämien erhalten.
Häufige Fragen zum Öffentlichen Laden
Kann man ein E-Auto über Nacht an einer öffentlichen Ladestation aufladen?
E-Autos können bei den meisten öffentlichen Ladesäulen bis zu vier Stunden aufgeladen werden. Ab der 241. Minute bzw. dem Beginn der fünften Stunden wird eine Blockiergebühr fällig. Branchenüblich sind hier 0,10 €/Minute. Wird das E-Auto (oder der Hybrid) also acht Stunden über Nacht geladen, zahlt man mindestens 24€ zusätzlich zum entnommenen Ladestrom.
Kann man auch ohne Ladekarte das E-Auto laden?
Ja, man kann an den meisten öffentlichen Ladestationen auch ohne Ladekarte laden. Dafür gibt es ein Terminal für Kartenzahlungen oder einen QR-Code an der Ladesäule angebracht, der auf digitale Bezahlungen wie PayPal verweist.
Kann man das E-Auto auch bei Regen laden?
Ja, denn dank hochmoderner Technologie können E-Auto auch bei Regen geladen werden.
Ist öffentliches Laden günstiger als das Tanken eines Benziners?
Vergleichen wir den VW ID.3 mit einem bauähnlichen Verbrennerpendant VW Golf 1.5 sieht man, dass öffentliches Laden häufig, aber nicht immer günstiger ist als Benzin zu tanken.
Bei einem Verbrauch von 21,3 kWh kosten 100 km beim ID.3 mit einer öffentlichen Ladestation mit Wechselstrom etwa 7-8 €. Bei einem Spritpreis von 1,87 €/L(Stand: 01.04., Energiemonitor Zeit) kosten 100 km mit dem Golf 1.5 etwa 12,15 €. Lädt man allerdings an einer Schnellladesäule mit Fremdtarif kosten 100 km mit dem ID.3 mindestens 13 € und somit mehr als beim Verbrenner.